Kapelle
Die kleine Hauskapelle auf dem Hof Tüshaus ist ein intimer Ort und ein wichtiger Bezugspunkt im Gesamtgefüge. Ihre spirituelle Kraft durchdringt das Gebäude, insbesondere den Seminarraum, der sich direkt über der Kapelle befindet.
Die Kapelle wurde zur Zeit des Kulturkampfes 1874 eingerichtet. Im Jahre 1873 musste Heinrich Tüshaus seine beiden Söhne Max und Josef Tüshaus nach Roermond in Holland zum Bischof Paradiso schicken, um ihnen in dessen Privatkapelle das heilige Sakrament der Firmung zukommen lassen zu können. Die Sorge um die religiöse Erziehung seiner neun Kinder in diesen unruhigen Zeiten, der schlechte Gesundheitszustand seiner Frau und der fünf Kilometer lange Kirchweg nach Wulfen waren ausschlaggebend für den Bau der Kapelle. Die Familie entschloss sich, den ehemaligen Stall, der direkt an das Wohnhaus anschloss, in eine Kapelle, sowie Wohn-und Wirtschaftsgebäude umzubauen. Die Erlaubnis zur Zelebration der heiligen Messe in der Privatkapelle musste vom Apostolischen Stuhl in Rom eingeholt werden. Am 21.8.1874 wurde sie durch Papst Pius IX gegeben und noch im selben Jahr wurde die Kapelle eingeweiht.
Der Neupriester Peter Karthaus, der wegen des Kulturkampfes keine Anstellung in einer Pfarrei bekommen konnte, wurde 1875 als Hauslehrer und Priester eingestellt und am Hof beherbergt.
Nach dem Tod von Heinrich Tüshaus 1899 und nach Wiedereintreten der gesetzlichen Religionsfreiheit erlosch die Sondererlaubnis zur Zelebration der heiligen Messe. Nunmehr fanden Hausandachten in der Kapelle statt. Noch bis ca. 1960 wurde hier unter Beteiligung von Hausangestellten und Landarbeitern regelmäßig gemeinsam am Morgen und am Abend gebetet.
Seit Bestehen der Kapelle werden alle Verstorbenen der Familie dort aufgebahrt.
Im Zuge der Umbaumaßnahmen durch den Architekten Frank Seitz und seine Ehefrau Margarete Tüshaus in den Jahren 2009-2012 wurde die Kapelle aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, die alte interne Zuwegung wiederhergestellt sowie ein sehr stilvoller, straßenseitiger Zugang geschaffen,- eine deutliche Geste des Willkommens auch an Gäste von außen.
Mittlerweile finden regelmäßig Kapellenkonzerte statt, die inzwischen als Geheimtipp gehandelt werden, fasst dieses atmosphärisch und klanglich zauberhafte Kleinod doch nur bis zu max. 30 Zuhörer. Hinweise auf die kommenden Konzerte können dem Kalender unter der Rubrik “Veranstaltungen” entnommen werden.
Allen Besuchern und Seminarteilnehmern steht die Tür zur Kapelle jederzeit zur Einkehr, Besinnung und zum Gebet offen.